Elisabeth Steinkellner

Elisabeth Steinkellner, geboren 1981, aufgewachsen im südlichen Niederösterreich; nach der Matura Umzug nach Wien, dort Ausbildung zur Sozialpädagogin und Studium der Kultur- und Sozialanthropologie; lebt nach elf Jahren in Wien seit Kurzem wieder in Niederösterreich; Mutter eines zweijährigen Sohnes; schreibt seit einigen Jahren Kurzprosa, Lyrik und Kinderbücher; erste Veröffentlichungen 2010; seither sind mehrere Texte in Literaturzeitschriften (&Radieschen, etcetera, DUM, Driesch) und Anthologien erschienen; Lesungen u.a. im Rahmen der Sommerlesereihe des Literaturkreises Podium und im Rahmen der ALSO-Lesungsreihe im Café Anno; Im Jungbrunnen Verlag sind die Kinderbücher „Ein Rucksack voller Sand“ (2012), „Die neue Omi“ (2011) und „An Herrn Günther, mit bestem Gruß“ (2010) erschienen; in der Edition Thurnhof ist der Gedichtband „sand unter den füßen statt schnee“ (2012) erschienen.

Laudatio

Marie-Rose Rodewald-Cerha für die Jury des Feldkircher Lyrikpreises

Den Leser zunächst auf Distanz haltend bestechen die Miniaturen durch die klare Struktur, den Sprachfluss und ihren Klang. Sie fordern mit einem Wort – einem Paukenschlag – die Aufmerksamkeit ein, fallen dann ab, um die Spannung aufzubauen bis zum – manchmal pointierten – Ende, das ein stimmiges Bild abrundet. Durch den gekonnten Umgang mit Sprache erschafft die Autorin in wenigen Zeilen kleine Welten, fokussiert auf ein Du. Die „ränder“ zwischen Subjektivem und Objektivem „zerfallen“, die eigene Befindlichkeit wird überprüft am Außen, das mit seiner Unerbittlichkeit und „kälte“ auf die „zerbrechlichkeiten in mir“ treffen. Vergänglichkeit ist ständiger Begleiter und taucht die Verse in Melancholie.
Lässt der Leser sich ein auf die Bilder, werden die persönlichen Stimmungen der Autorin zur eigenen Erfahrung oder Erinnerung.

Die Jury war sich einig und sehr überrascht ob der Jugend der Autorin, da die zunächst anonymen Gedichte große Lebens- und Schreiberfahrung vermuten ließen. So freuen wir uns ganz besonders über die Auswahl und sind gespannt auf das, was da noch kommen wird. Vor allem aber gratulieren wir Elisabeth Steinkellner ganz herzlich zum 1. Preis.

Gedichte

text [ körper ]

1

satt

liegt deine hand in der wölbung meines rückens
von weit weg höre ich eine sirene und es klirren die
flaschen im altglascontainer die kälte
und die zerbrechlichkeiten

in mir

2

hinter

dem licht dort wo die ränder zerfallen und auseinander
fransen sitze ich und schöpfe suppe in ein hohles glas
irgendwo in mir spüre ich es rot und warm und

weniger werden

3

mein wegwerfherz

riecht nach dir und den leeren kaffeetassen in
der spüle und die sonnenarme des tages kneten
den mond der letzten nacht immer tiefer mir

ins fleisch

4

ja aber

sagst du es reicht sage ich und wir schauen stumm
bis die netzhaut blasen wirft und auf der
tischdecke die nelken zu welken

beginnen

5

zahm

legt sich die brust in die mulde der nacht es folgen
ein ohr ein nacken zwei zehen und

ich