C.H. Huber

C.H. Huber, geboren in Innsbruck. Freie Schriftstellerin, kfm. Angestellte, Studien in Politik-, Literaturwissenschaft und Neugriechisch, lebt und arbeitet hauptsächlich in ihrer Heimatstadt Innsbruck und in Griechenland, schreibt Lyrik, Prosa, Drama, Mitglied beim Turmbund Innbruck, bei der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung, dem Österr. Schriftstellerverband und der IG Autorinnen-Autoren Österreich. Diverse Fotoarbeiten.

Zahlreiche Preise und Anerkennungen, u.a. 2005  Anerkennungspreis Prosa beim Wettbewerb des Freien Deutschen Autorenverbandes, Leipzig (1800 Teilnehmer)
2005   3. Preis Silbersommer-Prosapreis, Schwaz/Tirol
2007  CI Preisträgerin bei „Innsbruck liest“ 2007
2009  Aufnahme in die Anthologie zum Feldkircher Lyrikpreis

Bereits erschienen sind die Einzelbände:
1999 „unter tag“ Kurzprosa, Verlag tak Innsbruck
2000 „gedankenhorden“ Lyrik, ed. doppelpunkt Wien
2005 „Kurze Schnitte“ Kurzprosa, Verlag tak Innsbruck
2008 „wohin und zurück“ Lyrik, Verlag tak Innsbruck
2011 „die poesie der waschstraße“ Lyrik, Skarabaeus Verlag Innsbruck-Bozen-Wien
2011/12 „Bericht aus dem Zweidritteleis“ in konkreter Planung
2010 Nov. bis 31.Jänner 2011 Ausstellung: Wartehäuschen, Fotoarbeiten, Turmbund Galerie Innsbruck  
Zahlreiche Lesungen und Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften im In- und Ausland (I, CH, D) Szenische Lesung eines ihrer Dramolette durch das 1. Wiener Lesetheater mit Josef Hader, Zusammenarbeit mit Bildenden KünstlerInnen im In-und Ausland

Laudatio

Marie-Rose Cerha für die Jury des Feldkircher Lyrikpreises 2011

Die Gedichte von C.H. Huber führen uns individuelle, melancholische bis triste Stimmungen vor begleitet von ebensolcher Musik, „ertränkt in“ Wein oder gemischt mit allgemein menschlichem Leid. Sehr schön gelungen das Gedicht „fremdarbeit“, wo hinter der gesellschaftspolitischen Ebene ein Einzelschicksal hervorschimmert und  mit jener zur „herzschmerzmischpoche“ verschmilzt. Glücksmomente werden gestört durch Assoziationen mit Elend, und von der Liebesnacht bleibt dem Hals kaum mehr als „das band mit murano ein hauch geschenkten glücks“.

Will man die Gedichte verstehen, muss man sich einlassen, sie wieder  und wieder lesen. Ohne Zeichensetzung und Großschreibung lassen sie zunächst Interpretationen offen. Erst der Rhythmus und die Sprachmelodie enthüllen den Sinn, der nach dem nächsten Zeilensprung bereits ein anderer sein kann. Die Autorin verblüfft durch ihre unkon-ventionelle Aneinanderreihung von Bildern, abseits von Klischees und traditionellen Denkgewohnheiten.  Unaufgeregt und unprätentiös öffnen uns die Gedichte Fenster, an denen  Augenblicke menschlichen Daseins vorbei ziehen. Hie und da drängt sich Identifizierung auf. Der Leser fühlt sich zuhause in den Gedichten, denen nichts Menschliches fremd ist, auch nicht die Ironie und die Tristesse, die sich einander die Waage halten. Dafür gebührt C.H. Huber ein Preis.

Gedichte

ausschnitte aus dem zyklus
diese eine

 

arbeitgeber zeitweilig
oder gastarbeiter in einem leben gekommen in
sachen eros um wieder zu gehen geblieben unter nachzug von
herzschmerzmischpoche nur nachts darf
 die aus dem haus versteckt sich tagsüber vorm licht als arbeitgeber
lassen wir aber ebenso gerne sklaven schuften entlohnen sie eher
schlecht als recht auffliegen oder ausweisen werden
 wir sie wenn der stundenlohn an liebe ihnen
 nicht reicht oder sie offiziell werden wollen
 kein asylgerichtshof wird für ihr hiersein plädieren kein innen
ministerium erkennt ihr
 bleiberecht an

fremdarbeit

dich hast du ertränkt in einigen gläsern rioja ripasso war keiner da
und nur fingerhutweise trinkst du den grappa der die erinnerung
giallo verfärbt deine zungen lechzen geradezu kitschig nach damals
/warum denn nur/ fragen und sagen
 die sinne so toll wars nun auch wieder nicht und schon gar nicht
beim ersten versuch und verlangen dennoch nach mehr jetzt diese qual
diese süße die paare sich lieben zu sehen zu wissen da sitzt
 einer ferne nicht wissend was tun im eigenen saft im moment liebst
du und auch zwischendurch wenn
 die wut auf das schicksal das zu spät ihn dir gab nachgelassen hat
morgen vorbei mit dem kino sagst du und schaltest den fernseher ab

kopfkino

beim zugflug von mestre zu ihr
und dem einen entwuchsen dem frühen meer
im fenster pylonen wie spargel diese nacht dargebracht der königin
vieler träume hatte
 fühlen lassen was auswandern hieße im übervollen train dir fielen
die in den viehwaggons ein
ihre qual ihre schrecken ihr ende damals und du schaltst dich mehr
als vermessen beim kleinsten vergleich fragtest dich dennoch wies
wäre
ging es mit dir nun nordöstlich da hin zweifach jungmännlicher süden
koreas zweifach jungfrauliche philippinen im dienste italiens und
jener schuld
gehetzt schauende aus dort hatten dir die dösende nacht schon
bevölkert dann tagte die sonne der lagune wichen letzte schatten und
dir ging die freude strahlend auf erwartungen und mehr
 erfüllten die mit dem löwen im banner und er beginnend um neun beim
turmhoch steinernen phallus bis austern sich wieder verschlossen
veraßen vertranken verliebten verlachten fünfzig stunden sich rasend
schnell dem hals blieb das band mit murano ein hauch geschenkten
glücks
 das gondeln verschmähte

la serenissima II

hildegard knef wollte montags mal
sonntag haben wie du bisher auch und millionen
den samstagabend schlug dir ein labernder langeweiler tot
das flammen dein rot blieb auf die ferne konzentriert /ach/ dachtest du
sonntags wenn doch montage wie jener winterheiße die sonntage
verdrängten die du eigentlich liebst und wann immer es geht genießt
hockend in büchern auf couchen /dann/ zogst du dir songs of love and
hate und die last christmas wham rein element of crime hattest du
schon absolviert und gestrichen voll die schnauze von der boheme
blieb nur noch die zither cede /dein/ zittern zu beruhigen im verein
mit dem quart wie das heft sich betitelt wirkte sie aber konträr
weckte den wunsch sonntage würden für immer und ewig wie jener
montag /sein/

montagsonntage

oft sehen dich
apotheken ärzte trotzdem dieses vegetieren
ist jedoch der eine hier machen dir lichternde stunden die nacht zum
tage oder umgekehrt schreie bedeuten dann weder schmerzen noch
atemstakkato qual kumulieren in worten die der alltagsmund nicht
kennt seit langem wurde keiner der körper
geherzt gekost geküsst wie es nun geschieht
vergessen ist was schief lief und neuerlich
 laufen wird in euren absenzen bis zum abschied also alles paletti
du bist beinahe gesund bist  heiterer dinge lebst für das nächste
mal

über leben