Arnold Maxwill

Arnold Maxwill, 1984 am Niederrhein geboren. Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Wien und Münster. Er lebt und arbeitet in Dortmund. Veröffentlichungen in Anthologien. Finalist des open mike 2014, 2015, 2016. Förderpreis der Stadt Dortmund für junge Künstler 2016. GWK-Förderpreis für Literatur 2016.

 

 

Laudatio

Regina Hilber und Julian Schutting für die Jury des Feldkircher Lyrikpreises 2016

Arnold Maxwill hat uns überrascht. Wie unterschiedlich auch maßgebliche ästhetische Normen für die einzelnen JurorInnen sein mögen, Qualitätsanspruch und Originalität der hier vorliegenden lyrischen Arbeit  haben uns gleichermaßen überzeugt. Der Autor ist das Risiko eingegangen, den der Lyrik zugteilten Raum zu verlassen und mit äußerster Konsequenz ein Konstrukt nach strengen Spielregeln zu Wort kommen zu lassen. Dabei hat sich Maxwill, ganz themenkonform (die diesjährige Themenvorgabe lautete: Von der Kalenderkante stürzt die Zeit), des stringenten Date Painting - Konzepts des japanischen bildenden Künstlers On Kawara bedient und das System von zeitlicher Dauer und räumlichen Aufenthalt in ein Gedicht transformiert.
Date Paintings nennt auch Arnold Maxwill sein eingereichtes Gedicht, das den Bezug zur bildenden Kunst nicht scheut.  

Das rigide durchgehaltene System ist in sich geschlossen, bleibt aber nach außen offen. Die darin enthaltenen Wort- und Begriffsschöpfungen sind punktuell gesetzte Miniaturausschnitte eines wiederkehrenden Zeitschemas, des Verstreichens von Stunden, Tagen und Monaten, aber auch des Augenblicks, der sofort wieder  "stürzen" muss, um ganz unserer Wahrnehmung von Zeit und Folge entsprechen zu können und die ihm zugedachte Verortung wieder aufzugeben.  

Um Vergänglichkeit und Fortlauf der zeitlichen Dauer zu unterstreichen, werden den Gedichtzeilen  in unregelmäßiger Abfolge am Rand Uhrzeiten zugeordnet.  Gegeben ist, notiert Maxwill:

GEGEBEN IST: der vierundzwanzigste Mai.
der neunzehnte November. gegeben ist:    10:01
                        14:23
Leinwand & Ummantelung.

Kein Anhalten, kein Ausharren scheint möglich. Unterwerfung und Verbeugung vor dem  Zeitfluss beherrschen das Klima dieser Sekundenabbilder. Selbst Verrichtungen unterliegen dem Diktat des hier werkenden und wirkenden Chronographen und werden so zur Körperlichkeit, enden als Stampiglien der einzelnen "Wortmeldungen". Das asketische Gebilde, von einem Nominalstil gestützt, erlaubt kein Wort des zu viel.

I GOT UP AT 9:36 A.M. schreibt Maxwill und fügt dem nichts hinzu.

Wir gratulieren Arnold Maxwill zu seiner experimentellen Komposition und verleihen ihm verdient den 1. Preis zum diesjährigen Feldkircher Lyrikpreis.

 

 

Gedichte

Date Paintings

Gedichte