Bernhard Saupe

Bernhard Saupe, 1976 in Linz geboren, lebt in Wien. Soziologiestudium, danach einige Jahre Tätigkeit in der Sozialforschung. Diverse Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften.

Laudatio

Adelheid Dahiméne für den Feldkircher Lyrikpreis 2007

Zuerst einmal habe ich aufgeatmet: das Aroma ist
Arsch. Dieser Gedichttitel wurde mir als
Rettungsanker durch den lyrischen Blätterwald zu-
geworfen im Moment, da ich schon fast
am Verzweifeln war.
und kommen Dichter
machen falsch
hatte ich mir (in Abwandlung der ersten Zeilen von Bernhard Saupe) fast ununterbrochen gedacht, aber jetzt kam endlich Wind auf im Ansingen gegen das Einerlei von Reimen, blockierten Rhythmen, Glockengebimmel und Traubenzuckerlösungen.

Hier machte sich einer ganz unregelrecht über die Sprache her und koppelte und kuppelte zusammen, was das Zeug vielleicht gar nicht aushielt. Im Gegenzug reagierte es mit einer stark eigendynamischen Schwingung und wunderte sich und mich, daß jemand statt an ihm zu flicken es einfach auseinandernahm, das Zeug.

Ich war .... Nicht mehr alt auf einmal lieb und ängstlich (nach Saupe) sondern voller Angriffslust und beglückter Heiterkeit. Ich lachte im Einklang mit den Zeilenumbrüchen und kam dabei kaum aus dem Takt und wenn schon, dann aus Staunen über den frechen Lagenwechsel höherer und tieferer Töne, über die Verbindung von sonnenklarem Eiklar und einem unbenützten Schwager im Spiel gegen Eintracht Frankfurt, über die Kerben und Kurven und Kratzer. Und natürlich warnte mich Bernhard Saupe ganz direkt in einem Langgedicht vor seiner Absicht, die darin bestand, daß im Dichterschleim- und atem alles glänzen, blitzen beziehungsweise flutschen sollte, und ich stelle mich hier auch nicht her und
sage ...
..... nein also so
geht das auf keinen Fall
so monoton dahin
so atmet doch kein Mensch
ich behaupte im Gegenteil,
ja also so
kommts mir gerade recht
so zauberleicht dahin
so komponiert freihändig ein Gaukler
Bernhard Saupe, Seien Sie jetzt bitte da.

Gedichte

das Aroma ist Arsch

und kommen Eltern
machen falsch
und sind alt auf einmal lieb und ängstlich
und haben dich nieder
haben dir nichts als diesen blöden Charakter
und sollst jetzt du danke
sollst jetzt du ich bin selbst

Straße der Sehnsucht

auf der Straße der Sehnsucht
kochen die angestrengt dampfenden angesengt
mampfenden
Eilboten Eiklar so klar wie die Sonne
so unbenützt wie mein Schwager im Spiel gegen
Eintracht Frankfurt
Gott du bist göttlich sei bitte unser Verständnis
obwohl oder weil oder insgesamt ja
auf der Straße der Sehnsucht
hobeln die Toten ihr Glied
sie hobeln ihr Glied bis ins letzte gedankliche
Loch
ich bin schon gespannt was das heißt
Gott du erzeugst uns den Unterschied zwischen
Wind und Flaute
sag bitte dazu was wie weh tut und wo
auf der Straße der Sehnsucht
springen die Herzen wie Kerzen
hinaus in die Nacht hinauf in die Macht
die macht Pause
Gott du kannst alles
gemütlich sei jetzt bitte da

ja wie denn

es sollen nicht
die Toten tot sein nein
sondern jedes Auge ein
Blut ins Freie
jeder Biss ein
Gruß an dich ich
aber sag das der
Aufkratzkatze

ich habe dich gewarnt

ich stinke mit dem Mund
weil ich verschleimt bin Schleim
entsteht weil ich nervös
bin weil ich mit dem Kopf
versuche diesen Text
in Form zu bringen Form
heißt hier dass mein Problem
ein Rhythmus ist der muss
in jeder Zeile gleich
verwirklicht werden sonst
hat alles keinen Sinn
da könnte ich ja gleich
erzählen wie Herr Kehl-
mann kann ich aber nicht
infolgedessen muss
ich sowas von genau
bemessen was ich darf
im sprachlichen Exzess
dass ebendieser Schleim
von dem ich oben schrieb
in mir sein Wesen treibt
im Sinn von zäh und gelb
und atme ich erst aus
bemerkst du was das heißt
das heißt jetzt aber nicht
ich habe keine Lust
an dem was da passiert
mich freut das nämlich schon
wenn alles glänzt und blitzt
beziehungsweise flutscht
egal ob rundherum
ein Güterzug entgleist
ein Kraftwerk explodiert
ein Sehnsuchtstropfen tropft
das macht mir alles nichts
das passt in mein System
ich habe nur die Angst
es stellt sich jemand her
und sagt nein also so
geht das auf keinen Fall
so monoton dahin
so atmet doch kein Mensch
so onaniert ein Elch