Elfriede Kehrer

Elfriede Kehrer, geboren in Linz,  studierte Bildhauerei und Kunsterziehung in Wien. 2003 wurde sie mit dem Feldkircher Lyrikpreis ausgezeichnet. Die Autorin ist mit dem Bildhauer Franz Kehrer verheiratet und lebt in Enneberg in Südtirol.

Laudatio

Elfriede Kehrer versteht es, den Sprachfaden aufzunehmen und ihn, von Klängen geleitet, in stringente Bildfolgen einzuweben, die wie Diapositive ins Licht gehalten werden. Dabei werden auch gegensätzliche Bereiche wie z.B. Morgen und Abend zusammengeführt. Durch das Zusammenziehen weit auseinanderliegender Begriffe entstehen interessante Assoziationen und originelle, poetische Bilder. Bei den vorgelegten Texten handelt es sich um naturmagische, sinnliche Lyrik: Es geht um Natur, den Wald, die Zweige und das Dazwischen: Um Übergänge, Säume, aber auch – v.a. wenn der Faktor Mensch ins Spiel kommt – um Grenzen und Brüche, wobei letztere auch durch das Zitieren expressionistischer Verfahren zum Ausdruck gebracht werden.

Gedichte

reisend umgreift horizont lichtfarn des himmels
führt grüngarn ins feberhemd wo märzblüten
zweigen sirenenhaft früh das bogenkraut
                    lichtüberblüht
im maistaub am fuße des falters eine märe
bricht auf in olives geschehen

grünes gedächtnis gehör wald baum
es grünen gedanken im lichtwort des engels
stile des lichts
gehör des waldes grafik wind woge am mal
                    des lebens
abend fluchtet ins geäst
sterne bröckeln luftfracht glüht
im morgen trinkt abend
lorbeerdunkel am puls des zweigs
sonnenost wor

dunkeln
aufwärts
saum gesicht
kentern
dunkelnden
auges
hand zweig
zweig kreis
gebricht dir
klirrend
die klage
o mensch

abgemagert die vielfalt
wirrnis greif ich
zwischen zweigen und gras
beinern das lachen bald

rose
unserer
hand
gebunden
in blüte
blühend
gebunden
hand
unserer
rose

lächeln
kindheit delphin
im hain grüner hände
lichtung pflückend