Ludwig Laher, Foto: Literaturhaus Innsbruck

Ludwig Laher, 1955 in Linz/Österreich geboren. Studium der Germanistik, Anglistik und Philologie. Promotion Dr. phil. Lehrer. Lebt und arbeitet seit 1998 als freier Schriftsteller. Gedichte, Erzählungen, Roman, Essay, Wissenschaft, Hörspiel, Drehbuch, Übersetzung. Zahlreiche Veröffentlichungen, Auszeichnungen, Ehrungen und Preise.

Laudatio

Mit wenigen behutsam gesetzten Worten, gelingt es Ludwig Laher in seinen Gedichten komplexe Gedankengebilde auf kleinstem Raum zu entfalten. Die Sinnhaftigkeit des poetischen Gesamtkonstrukts wurzelt dabei besonders tief in dem scheinbar Unscheinbaren. Auf unterschiedlichste Art und Weise trägt hier jedes Wort – im besten Sinn – schwer an seiner Bedeutung und führt die Leser zurück zur Substanz der Sprache, ihren Gestaltungsmöglichkeiten und ihrer Aussagekraft. Ludwig Lahers Gedichte bedürfen einer wachsamen Leserschaft, die Details nicht nur wahrnehmen, sondern diese in all ihrer Wertigkeit auch erkennen kann. Diesen Lesern offenbaren sich mit Ludwig Lahers Gedichten sprachspielerische Spannungsfelder, von denen Impulse des Widerspruchs, der Überraschung und Bedeutungsvielfalt ausgehen. Diese Impulse überdauern den Akt des Lesens und bleiben den Lesern spürbar.

Die Jury gratuliert Ludwig Laher zum 3. Platz des diesjährigen Feldkircher Lyrikpreises.

Gedichte

WAS HÄLT MICH
auf trab im geschirr
zu niemandes erstaunen
außer dem meinen
in raren momenten
wie diesem
was hält mich
auf trab im geschirr
was hält mich
in atem
was hält mich

IN DER LUFT LIEGT ETWAS
auf einer membran
aus spannung:
noch fällt es kaum
ins gewicht
der welt

DER ERSTE
augenschein
wirft schiefes
licht auf die
tatsachen
hinter denen
schattenzerrbilder
die runde
machen

UNTERWEGS
nach oben:
trittsicher
auf dem grat
von standpunkt
zu standpunkt
wandern
den gipfel
fest im blick
und die niederungen
im nebel
verblasster
überzeugungen