Martina Mittelberger

Martina Mittelberger, geboren 1967 in Bludenz, arbeitet im Vermessungswesen. Sie schreibt Lyrik, Kurzgeschichten, Reiseabenteuer und Bücher. Mittelberger lebt in Bludenz.

Auswahl an Preisen
2015: Nordhessischer Literaturpreis Holzhäuser-Heckethaler, 2. Platz und Publikumspreis
2011: Germanwings Story Award, 7. Platz
2009: Athmer Lyrikpreis, vertreten mit dem Gedicht Wortgewicht im Gedichtband der besten 70 Beiträge aus rund 1000 Einsendungen
Auswahl an Publikationen

Gast in der Zukunft. Kurzgeschichte, in: Literatur im Schwärzler 1. Bucher Verlag, Hohenems 2015.
Wir vom Jahrgang 1967 – Kindheit und Jugend in Österreich. Auftragswerk, Wartberg Verlag, 2012.
Ein Mädchen namens Non. erschienen im Album (Feuilleton) des Standard am 6.8.2010.
Flurbereinigung. Bucher Verlag, Hohenems/Wien 2009.  

Laudatio

Martina Mittelbergers Texte zeichnen sich aus durch ein gutes Gefühl für Sprachklang, Komposition und Rhythmik. Sprunghafte Gefühlszustände spiegeln sich im Bemühen um Formgebung angesichts des Formlosen und die Autorin vermittelt trotz einiger Klischees ansprechende poetische und immer wieder originelle Bilder. Martina Mittelberger betreibt in ihren Texten intensive Sprach- und Poesiereflexion und übt Kritik an eindimensionalen Verkürzungen und Verknappungen. Zugleich entfaltet sie in einigen Texten wie z.B. Lichtsterben Szenarien von beklemmender Düsterkeit.

Gedichte

IM ELEMENT

Heisere Schreie blinken
gleich Pailletten
im Gewebe weißen Flügelschlags

Geschickt jonglieren kräftige Windfinger
Möwen
vor schwarzmodriger Felskulisse

Der Sonnenbeutel dehnt sich träge zum Oval
als ihn der Horizont berührt, platzt auf
und schießt oranges Blut mit gleißendem Pfeil übers Meer

Gierig lecke ich Salz von den Lippen
und koste mit den Zehen
vom grünen Fleisch des Mooses

Tanze lebenstrunken am Rand der Klippen
bis ich verlösche
mit dem letzten Strahl

Komplexes Bild reduziert
auf ein Wort

Melodie im Klang
einer Silbe gefangen

Gefühl als Essenz
des einzelnen Ausdrucks

Solcherart dem Wesen auf der Spur
liegt Schönheit in bloßen Gebeinen
Wahrheit trägt
das Parfüm des Einen

LICHTSTERBEN

Agaven bohren schwarze Lanzen
in den hohen Schwefelhimmel

Ein Hund bellt
und das Gelb verfinstert sich

Heimkehrende Ziegen tragen helle Glocken
unter Staubfahnen den Berg hinan

Das Meer gleicht zähem Teer
als das Geläute in den Wolken verbrennt

Es bleibt das beharrliche Schweigen der Zikaden
das die scheue Nacht zögern lässt

BEHAGLICHKEIT

der pelz katzt auf dem ofen
die pfoten von der hitze weich
fließen über glatte kacheln
öffnen, schließen sich ganz leicht

schnurrend pulst der dicke balg
vom langen taktstock dirigiert
der nur die spitze wippen lässt
ein sachtes auf und ab

der mensch sich nähert ...

grünes sehen schlitzt erwacht
und lauschen steift die ohren
spannung fährt durch alle glieder
steigert sich in weites dehnen
offner bauch erwartungsvoll

kraulen senkt sich nieder
versinkt im warmen
wohlig weich

DAS WESEN

Harmonie verletzt das Gleichgewicht
Einklang spiegelt Monotonie
Wer hört das andere Gesicht?
Die chaotische Symphonie?

Der Schrei wird von der Trägheit gedehnt
Mein Kopf an der Wand nur verformt
Ausbruch draußen abgelehnt
Weil moralisch nicht genormt

Wie hasse ich Reime, dieses Geschleime!
Schon wieder Idylle in Fülle!

Sie nährt den funkelnden Faun
Sein sengendes Wesen ist Energie
In Wirbeln bäumt sich die Kraft
Zum Bersten schwillt der Unterleib
Kreischend reißt der dünne Kokon

Und kotzt Leben
Auf den Verstand