Philipp Hauser, geboren am 3. Oktober 1992 in Klagenfurt, Kärnten, Österreich. Seit 2011 in Wien lebend. Akademischer Studienabschluss ebenda, 2018.

Er schreibt Lyrik sowie dramatische Texte und arbeitet momentan an einem größeren lyrischen Zyklus sowie einer Theatertrilogie.

Aktuell wurde er mit dem 16. Kärntner Lyrikpreis 2023 ausgezeichnet.

 

Bisherigen Auszeichnungen und Veröffentlichungen / Termine zu Lesungen finden Sie näheres unter philipphauser.net<http://philipphauser.net/>

 

Laudatio

2. Preis ex aequo:

Laudatio für Philipp Hauser -  Lyrikpreis Feldkirch 2022

Philipp Hausers Gedichte bewegen sich am poetologisch sensiblen Kamm zwischen Spracharbeit und deren Reflexion in Bezug auf die Wahrnehmung und Erfahrung der Wirklichkeiten.
Sie zeigen, dass die übliche Weltwahrnehmung durch Sprech-und Schreibweisen gekennzeichnet ist, die auf das Statuieren einer dadurch vorbestimmten Wirklichkeit setzt.
Dagegen wehren sich die Gedichte des Autors, sie nehmen die Diskurse in ihr Denken und in ihren Körper auf, und werfen diese auf den Markt der Rezeption.
Der ist anderes gewohnt. Da macht Hauser nicht mit.

Kurze Sequenzen, stark rhythmisiert wechseln mit vers-starken größeren Formen, die die Abarbeitung und die Verschmelzung mit dem Vorgegebenen suchen und finden.

Das irritiert.

Und öffnet dadurch neue Sprach- und Erfahrungshorizonte.

Auch die Semantik wird dieser bewussten Irritation, die jedoch nie Selbstzweck um der Provokation willen allein ist, unterzogen.
Sprachkritik als Kennzeichen der Hauserschen Dichtung wäre aber zu allgemein. Es geht Philipp Hauser mehr um Wort-Leib-Erfahrung, die den Sinn der Wörter freilegt oder umdefiniert, wiederum in Ausrichtung auf die Verse, die Worte.

Dort finden sich wissenschaftliche Terminologien mit elliptisch gebrochenen Phrasen der alltäglichen Ausdrucksformen, die Konjunktionen und andere grammatische Füllwörter zu Trägern des Rhythmus und der Klangebenen machen.
Die traktierte Welt verwandelt Philipp Hauser in poetische „tractate“,

„ist es das?“ heißt ein Gedicht, ich sage, ja, das ist es!

 

 

Ferdinand Schmatz  für die Jury des Feldkircher Lyrikpreises 2022

 

Video

Gedichte

tractat-welt

zugeschüttete tractat-welt,
spurlos verschwunden, ent-wunden,
nach sich ziehender ölfilm v. unbekannt,
ritsch ratsch NERVENDEN durchtrennt,
es heißt: NERV-ENDE! keiner redet
von der eigentlichkeit.
beruhigungsbild: sitzende frau mit freier
bazooka stillt kind. büschelhaar weht im
nachtwind, alviolen, alviolen

                                                   II. 2022

 

 

Im Kreisflug, nicht und nicht

UN-FREI flug eines kondors
wie frei kann ein einzelner sein,
wenn es nicht alle sind von pech
geschwärzt und blende, betonfuß von
der schwere des ortes an dem ich geglaubt habe
heimisch zu sein, schleifspuren des gewichts
pflügen tränen aus teer, die nicht und nicht
heraus gehen aus mir, in den weg, in den himmel,
besonders nachts, wenn ich mich drehe und drehe wie
meine gedanken tausendfach im kreis.

                                                                         III. 2022

ist es das?

weil der boden unter deinen fußen
verschwindet, ist es das? gewirr von stimmen
               und flickerbilder, überflüssige
tautologie der kalten hände wie
              ein zaungast zusehen während die
wolkenherden lautlos über den
zenit ziehen
deuten: die zeit ist
                 wüst, im OFF nicht erreichbare bojen
                 und unermüdliches tauzuwerfen und die
                 eigene verhinderte hand.

                                                                                      III. 2022

einfacher KLICK

auf das beenden
                vom abo von der
menschlichen welt.

                (incredibile dictu: ist alles
                              menschliche erstickt?
)
            
                                                   III. 2022

DESOLATION RIDE

in jenem desolaten karussell
trifft mich dein angst-blick
speer-lich mittendurch,
geh nicht in die wölbung sagst du (KURTOSIS)
es kettet dich aus und ich im löschen der
lichter der häuser mit dem fuß zum friedlichen
schlaf; folglich:

friedensstiftender morgen
der die enden zusammen hält
gebogen in einen lichtraum
als sammlungsort schattenloser
hockt da ein ISOLIER-ICH neben
dem andern.

                  geradewegs

                                   benebelt

                                                   in

                                                                einen

                                                                                  rausch, der nicht

geklärt, ein- oder zwei
stellung sucht nach signal
im radio, fraglich
wie herauskommen und ob überhaupt
(NAME DER ROSE)

                                      III. 2022