Tristan Marquardt, Foto: Katja Zimmermann

Tristan Marquardt, geboren 1987 in Göttingen, lebt in München und Zürich. Sein Debütband das amortisiert sich nicht ist im Frühjahr 2013 bei kookbooks erschienen. Er ist Mitglied des Berliner Lyrikkollektivs G13, dessen Mitgründer er 2009 war.

Er war Finalist beim 19. und 20. open mike der Literaturwerkstatt Berlin. Seit 2011 verfasst er neben dem eigenen Schreiben gemeinsame Gedichte mit mehreren anderen Lyriker_innen, seit 2012 organisiert er die Lesereihe meine drei lyrischen ichs in München.

Bücher: das amortisiert sich nicht (kookbooks 2013); G13. das war absicht (SuKuLTuR 2013)
Zeitschriften: Belletristik 11 & 12; randnummer 4; KLEINE AXT 3; no man's land 7; Bella Triste 36
Anthologien:    ars poetica Festival (Bratislava 2011); 19. open mike (Allitera Verlag 2011); Zeitkunst-Festival 2011 (Verlagshaus J. Frank 2011); 40 % paradies. Gedichte des Lyrikkollektivs G13 (luxbooks 2012); flarf Berlin – 95 Netzgedichte (edition pæchterhaus 2012); 20. open mike (Allitera Verlag 2012)

Gedichte

(Zusammen verfasst mit Tabea Xenia Magyar)

satt liegt meine hand in der wölbung deines rückens
Elisabeth Steinkellner

 

I

phase schnee, über nacht, man hörte sie wachsen
wie gras. fell auf wiesen, die bei offener witterung
schliefen. jemand pfiff. jemand anderes fragte sich,
wer hier pfiffe. müde regte sich ein rücken, reagierte
instinktiv. zog los. sammelte füße ein, waden
und knie. taleinwärts die aufgeschreckte kirche:
zwölf schläge probealarm für den neuen tag.

II

auskünfte über ankunft, mögliche richtung. stießen
hüften dazu, bauch, brust und hals, schlossen sich
türen im eis. jemand hatte den schädel gespalten und
nicht verzehrt. jemand anderes sang: dorfbrunnen,
zweierlei wasser waschen die dreckige hand. arven
durchdrangen die beuge, alles hob um ein paar meter
an. reihum die berge, hingestellt und stehen gelassen.

III

scharen von schwaden, man ahnte die finger am regler.
sie drehten das weiß auf laut. fing rauch an, flüchtig
zu zucken, gab er seinen aggregatszustand auf. jemand
sah das und hielt sich steiler an höhe. jemand anderes
dachte an ihn wie an nichts. geschichtet, nur leiser. dann
reihte sich scheit an scheit vom waldrand zum fluss. als
dächte die strömung in bäumen. vertiefte sich im schnee.

IV

fenster erleuchtet, verlangten den einlass. man sah
jetzt überall augen. fand nerven, band sie am mund
an: bahnen elektrisch, saiten im hang. abrupt wuchsen
massive zusammen und ruhten sich schnaufend aus.
jemand schrieb das ins gipfelbuch. jemand anderes
las: zweierlei wasser, waschen einander. ganz hinten
der ausgeknipste tag. alles ließ um ein paar meter nach.